Chapter Two

Am ersten Abend servierte Martin kein Menü, sondern eine Einladung: Ein Ragout aus Hirsch, der im Schatten der Drei Schwestern gejagt wurde, beträufelt mit einem Wein, den man einst im Keller vergessen hatte. Dazu reichte er Brot, gebacken nach dem Rezept seiner Mutter, dessen Risse wie Landkarten der Vergangenheit aussahen. ‹Esst nicht›, flüsterte er, ‹sondern lauscht›. In jedem Bissen liegt ein Stück des Weges, der hier begann.› Und sie lauschten. Ein alter Mann mit einer Münze aus 1955 – ein Relikt aus einer längst vergangenen Gasthaus Ära – legte sie auf den Tisch: «Für die erste Wette des neuen Stammes.» ‹Wer findet, was der Hirsch im Wald und der Wein im Keller gemeinsam haben?› Schrieb Martin ins Wettbüchlein. Der Einsatz: Ein Tag Schweigen in der Küche des Gegners. Die Antwort kam mit dem letzten Bissen: ‹Beide tragen die Seele des Ortes in sich. Und beide brauchen Zeit, um sie zu entfalten.› In jener Nacht, als der letzte Gast ging, setzte sich Martin an den leeren Tisch. Im Schein des Lichts flüsterte der Raum: «Herzlich Willkommen Zuhause, Martin. Du bist der Geist, der das Feuer neu entfacht.» 14 MODERN CUISINE

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